10. Juni 2016

It’s all about smart city, stupid

Mit der Creating Urban Tech und der MetSol erreicht das Berliner Smart City-Jahr 2016 in Sachen Großveranstaltungen schon Anfang Juni seinen Höhepunkt. Experten, Denker und Visionäre aus über 400 Städten kamen vom 30. Mai bis 2. Juni zu den beiden Events in die Hauptstadt. Wir waren auch dabei und haben uns die wichtigsten Trends und Entwicklungen angesehen.

Zur Creating Urban Tech hatte Wirtschaftsministerin Cornelia Yzer Technologie- und Urbanisierungs-Experten aus aller Welt schon am Vortag der Metropolitan Solutions eingeladen. Bei der 2. Berliner Wirtschaftskonferenz, die am 30. Mai im Kosmos stattfand, diskutierten 250 Expertinnen und Experten über die Herausforderungen der rasant wachsenden Städte, diesmal unter dem Motto: „Solutions from Berlin – Solutions for Berlin“.

Der regierende Bürgermeister Michael Müller machte in seiner Eröffnungs-Keynote deutlich, wo Berlin punkten kann. In Sachen digitaler Verwaltung sei zwar durchaus noch Luft nach oben, Berlin verfüge aber über drei wesentliche Bausteine, die die Stadt schon heute für Unternehmen attraktiv machten: freie Flächen, eine umfangreiche Hochschul- und Forschungslandschaft und gut ausgebildete Fachkräfte.

Flächen für die Wirtschaft sichern

Ein zentrales Kriterium für die Ansiedlung von Wirtschaft ist die Bereitstellung von Fläche. Keine andere Metropole der Welt verfügt über so viel innerstädtischen Freiraum wie Berlin und dieses Potenzial gilt es, zu nutzen. Müller betonte hier auch die zentrale Rolle, die smarte Zentren in der Umsetzung der Smart-City-Strategie des Landes spielen.

Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Urban Tech Republic in Berlin. „Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik müssen im Konsens für dieses Zentrum streiten, denn es wird ein echter Industrie-Standort für das Thema Smart City werden“, appellierte Müller an die Berliner. Nicht zuletzt wird hier neben Raum für Wirtschaft und Forschung auch neuer Wohnraum entstehen – ein weiteres wichtiges Thema in der wachsenden Stadt.

Smarte Stadtentwicklung und klimaneutrales Bauen vorantreiben

Klare Zustimmung zu Müllers Plädoyer kam vom Siemens-Geschäftsführer in Deutschland, Rudolf M. Siegers.

In seiner Keynote „The Big Picture“ zeigte Siegers, dass das Thema Smart City ein ganz zentraler Treiber für die Wirtschaftsentwicklung von Berlin und anderen Städten ist: „Unternehmen gehen dorthin, wo die Rohstoffe der Zukunft sind“, lautet Siegers’ These, und diese Rohstoffe sind eben die Menschen, die Innovationen gestalten. Die wiederum gehen dorthin, wo eine smarte Stadt-Gestaltung erfolgt ist. Somit nutzt die Smart-City-Strategie allen Wirtschaftszweigen. Nicht nur denen, die direkt mit dem Thema verbunden sind.

Aus den vielen, inspirierenden Präsentationen ragte die Berliner Architektin Allison Dring heraus, die das Plenum mit ihrem Berliner Tech-Startup elegant embellishments begeisterte. Dring erläuterte in ihrem Vortrag, wie neue Werkstoffe nicht nur klimaneutrales, sondern sogar klimanegatives Bauen ermöglichen, in dem CO2 aus der Atmosphäre direkt in Fassaden verbaut wird.

Sehr sehenswert ist ihr TED-Talk, in dem sie die von elegant embellishments entwickelte Smog-fressende Fassade vorstellt, die an einem Krankenhaus in Mexiko Stadt angebracht ist und als weltgrößter urbaner Luftfilter gilt.

Carsharing senkt die Zahl von Privat-Pkw

Auch das Thema Mobilität war bei beiden Events Bestandteil vieler Diskussionen und Panels. Auf der Metropolitan Solutions ging es dabei unter anderem um den direkten Zusammenhang zwischen dem wachsenden Angebot von Carsharing-Unternehmen und der Zahl der privat zugelassenen Pkw, zu denen die Firma DriveNow neue Zahlen vorstellte.

Ob dadurch tatsächlich weniger Verkehr auf den Straßen herrscht ist fraglich. Durch Carsharing-Angebote steigen auch Personen zumindest gelegentlich auf das Auto um, die zuvor ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad genutzt haben. Sicher bleibt, dass sich die Parkraumsituation dadurch entspannt und geteilte Autos mit einer durchschnittlichen Auslastung von 6-8 Stunden pro Tag wesentlich nachhaltiger sind als ein privater PKW, der im Schnitt nur eine Stunde am Tag genutzt wird. Carsharing ist aktuell zudem als einer der größten Treiber für Elektromobilität in Deutschland zu betrachten: Seit 2013 wurden laut DriveNow über 100.000 Menschen in Deutschland zum ersten Mal mit einem Elektroauto in Berührung gebracht.

Zauberwort Sektorkopplung

Bei der smarten Nutzung von Energie steht seit kurzem ein Thema ganz oben auf der Agenda, das mit dem etwas spröden Titel Sektorkopplung daherkommt. Markus Graebig von der Initiative WindNODE konnte in einem sehr erhellenden Vortrag darlegen, warum das Zusammenwirken der vielen, einzelnen Akteure im Energiesystem nicht nur technologisch möglich und ökonomisch lohnend ist, sondern wie wir dadurch auch ganz praktisch der Energiewende zum Erfolg verhelfen können.

Das Konzept von WindNODE beruht auf dem schwankenden Verhältnis zwischen Kapazität und Verbrauch von Energie aus Wind und Sonne. Erhebungen zeigen, dass in Mecklenburg-Vorpommern bereits heute erneuerbare Energie mit einem Faktor 3 produziert wird, in Spitzen also das Dreifache der benötigten Energie zur Verfügung steht. Berlin ist dagegen eine sogenannte Lastsenke und wird auf lange Sicht nicht energie-autark sein. Das ist auch nicht schlimm, Erbeeren und Weizen werden schließlich auch importiert. Der Erfolg der Energiewende hängt allerdings davon ab, dass Erzeugung und Verbrauch optimal aufeinander abgestimmt und Lasten intelligent verteilt werden.

Wie kommt also der überschüssige Strom aus Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin, und zwar dann, wenn er benötigt wird? Oder anders gefragt: Wie kann eine Stadt mit Hilfe von smarter Technologie und Vernetzung zu einem intelligenten Energieschwamm werden?

WindNODE setzt die Region Berlin-Brandenburg in den Mittelpunkt der nächsten Stufe der Energiewende, in der die Städte das Spielfeld sein werden. Die Ideen sind dabei nicht neu, allerdings werden sie durch WindNODE nun erstmals in einem großen Reallabor umgesetzt.

Start des Projekts ist Ende dieses Jahres, bereits jetzt sind über 70 Projektpartner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Stadtwerken und Politik an Bord. Unbedingt im Auge behalten!

Und natürlich hatte auch Berlin seinen großen Auftritt im City Cube. Die Urban Tech Republic präsentierte sich am Gemeinschaftsstand der Berliner Zukunftsorte, an dem Peter Strunk (Pressesprecher WISTA-Management GmbH) und Philipp Bouteiller (Geschäftsführer Tegel Projekt GmbH) Interessierten die Zukunftspläne für das Areal des Flughafens Tegel erläuterten.

Creating Urban Tech und Metropolitan Solutions zeigten: Werkstoffe, intelligente Energienutzung und Mobilität bleiben fürs Erste die wichtigsten Themen im Komplex Smart City. Es bleibt weiter spannend.

10/06/2016

10. Juni 2016

Kontaktformular

Wir verarbeiten personenbezogenen Daten, insbesondere Ihre E-Mail-Adresse, um Ihre Kontaktanfrage zu bearbeiten. Weitere Informationen zu der Verarbeitung und Ihren Rechten finden Sie in unserer Datenschutzinformation