24. November 2016

Die Zukunft bewegt sich – Decarbonising Transport

Nur einen Steinwurf vom Gasometer entfernt einem Symbol der fossilen Berliner Vergangenheit – ging es am 15. November um nachhaltige Städte und Mobilitätsformen der Zukunft. Ein Nachbericht zur „Decarbonising Transport: Smart Mobility Innovation for Sustainable Cities Conference“.

Auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg hatte die Generaldirektion Mobilität und Verkehr der Europäischen Kommission zu einer Konferenz eingeladen. Das Motto: „Decarbonising Transport: Smart Mobility Innovation for Sustainable Cities“. Hier trafen sich Experten, Wissenschaftler, Vordenker, Gründer und Vertreter von Unternehmen, um über CO2-neutrale Formen der Mobilität und die Zukunft nachhaltiger Städte zu diskutieren.

Im Zentrum stand die Frage, wie der„modal shift“ gelingen kann. Mit diesem Begriff beschreiben Mobilitätsexperten den Wandel in der Verkehrsstruktur moderner Städte: Prägte bis vor kurzem noch der Individualverkehr die Struktur urbaner Räume, so muss es zukünftig um multimodale, kollaborative und vernetzte Verkehrsformen gehen, bei denen das flexible und individuelle Kombinieren mehrerer Verkehrsmittel auf einem Weg oder einer Reise möglich ist.

Ein Wandel der Verkehrsstrukturen bahnt sich an

In seiner Eröffnungsrede skizzierte Dr. Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, in welche Richtung es in Zukunft gehen wird. Der Zuzug in die Städte sei weltweit ungebrochen und ein Trendwechsel nicht abzusehen. Neue Ansätze und Lösungen für Energie, Ressourcen und Mobilität seien daher gefragt.

Elektrizität aus erneuerbaren Energien sei Grundlage und Vorrausetzung für den erfolgreichen Umbau des Mobilitätssektors. Laut Philipp Bouteiller müsse die Scheu vor elektrischen Lösungen abgelegt werden. Nur so könne der Verkehr der Zukunft sein Versprechen einlösen, „automatisiert, emissionsfrei und kollaborativ“ zu funktionieren.  Auf dem Weg zum „modal shift“ müssten schon heute emissionsfreie Formen der Mobilität besser gefördert werden. „Fahrradverkehr muss Priorität genießen“, so eine der Forderungen von Philipp Bouteiller.

Neben vielen guten Ideen konnten die Teilnehmer auf der „Decarbonising Transport“ auch ganz konkret einen Eindruck von der Zukunft der Mobilität bekommen. Der Minibus „Olli“, ein Produkt von Local Motors fährt schon heute emissionsfrei, ohne menschlichen Fahrer und gesteuert durch Sensoren über das Gelände des EUREF-Campus. Bisher noch im Testbetrieb sollen Mobilitätsangebote wie „Olli“ zukünftig ein zentrales Modul des mulitmodalen Verkehrs werden.

Große Übereinstimmung gab es in der Diskussion über die Partizipation der Bürger: Ohne Gerechtigkeit und Beteiligungsmöglichkeiten werde die Zukunft der Stadt nicht gelingen. Mit all ihren multimodalen Potentialen benötige die vernetzte Stadt auch das Verständnis und die Akzeptanz der Bürger. Big Data gegen den Widerstand der Bürger könne daher nicht funktionieren. Auf großen Anklang stieß das Smart City-Mantra von Antoni Vives, dem Gründer der „City Transformation Agency – Barcelona“.

Ebenso wurden die gesundheitlichen Folgen konventioneller Mobilitätsformen thematisiert. Florian Lennert, Direktor bei Intelligent City, brachte die Kontroverse pointiert auf den Punkt: In seinen Augen sei es kein Menschenrecht, die eigenen Kinder im SUV zu befördern und damit die Gesundheit anderer zu gefährden. Noch weniger verständlicher sei es aber, wenn das Rauchen auf der Straße verboten wird, der Diesel-Truck, der die Zigaretten liefere, aber weiterhin durch die Innenstädte fahren dürfe.

Auch die Frage, welchen Einfluss Carsharing auf den „modal shift“ hat, wurde panel-übergreifend diskutiert. Private Autozulassungen nehmen durch Carsharing ab und die Menschen können Fahrzeuge mit E-Antrieb im Alltag erleben. Ob dadurch tatsächlich weniger Verkehr auf den Straßen herrscht, ist aber weiterhin umstritten. Personen, die zuvor ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad genutzt haben, steigen durch Carsharing-Angebote gelegentlich aufs Auto um. Doch auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Vernetzung. So forderte Wolfgang Gruel, Vertreter von Car2Go, dass öffentlicher und privater Verkehr nicht weiterhin als geschlossene Einheiten gedacht werden dürfen. Es gehe vielmehr um die kollaborative Erschließung multimodaler Potentiale.

Zum Abschluss der Konferenz betonte Philipp Rode von der London School of Economics die Notwendigkeit, anders und unbefangen zu denken. Nur so könnten wirklich neue, zukunftsfähige Formen der Mobilität geschaffen werden.

24/11/2016

24. November 2016

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