BERLIN TXL – EHEMALIGER FLUGHAFEN ZUR NACHNUTZUNG AN TEGEL PROJEKT ÜBERGEBEN
- Start von Berlin TXL – The Urban Tech Republic & Schumacher Quartier
- 60.000 Schlüssel wechseln den Eigentümer
- Zwischenbilanz der Kampfmittelräumung
- Führungen, Infopunkt und Veranstaltungen im Sommer
- Start der Flächenvergabe und Zwischennutzungen
- Vorhaben bis Ende 2022 und Ausblick auf 2027
- Der Landschaftsraum der Tegeler Stadtheide
Berlin, 5. August 2021 – Im Rahmen einer symbolischen Schlüsselübergabe hat der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, heute das Areal des ehemaligen Flughafens Tegel an die Tegel Projekt GmbH übergeben. Die Entwicklung der Nachnutzungsvorhaben, Berlin TXL–The Urban Tech Republic & Schumacher Quartier, kann beginnen. Eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas kommt damit in die Umsetzung.
Auf dem 500 Hektar großen Areal entsteht über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren nicht nur ein vollkommen neuer Stadtteil, sondern Berlins Modell für die Stadt von morgen: ein klimaneutrales, autoarmes und wassersensibles Wohnquartier für mehr als 10.000 Menschen und ein auf urbane Technologien spezialisierter Forschungs- und Industriepark mit Hochschulcampus, darüber hinaus ein 150 Hektar großer Landschaftsraum, der von der landeseigenen Grün Berlin GmbH entwickelt, bewirtschaftet und verantwortet wird.
Bereits 2008 begann der öffentliche Diskussionsprozess über die Zukunft des freiwerdenden Geländes. Mehrere tausend Berlinerinnen und Berliner brachten sich seither bei Bürgerveranstaltungen, Standortkonferenzen oder mobilen Dialogangeboten in die Ideenfindung ein, und sechs internationale Planungs-Teams entwickelten den Masterplan. Auf dieser Grundlage arbeitete die Tegel Projekt GmbH das Gesamtkonzept aus und trieb die Planungen sowie behördlichen Genehmigungsprozesse voran, so dass nun direkt mit der Umsetzung begonnen werden kann.
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, sagte anlässlich der Schlüsselübergabe: „Der Flughafen Tegel hat für Berlin große Dienste geleistet. Er war vor 73 Jahren Teil der Berliner Luftbrücke. Mit der Maßstäbe setzenden Architektur von Gerkan, Marg und Partner stand TXL über Jahrzehnte hinweg für den Aufbruch in die Welt und für das freie Berlin, ein Stück Identität im Norden der Stadt. Heute nun wird ein neues Kapitel für Tegel aufgeschlagen, eines das wieder von Aufbruch erzählt, das das Symbol Berlins im 21. Jahrhundert werden kann. Ich freue mich, heute mit der symbolischen Schlüsselübergabe die Übertragung des ehemaligen Flughafens an die Tegel Projekt GmbH zu besiegeln und den Startschuss für diesen Neubeginn zu geben.“
Sebastian Scheel, Senator für Stadtentwicklung und Wohnen sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Tegel Projekt GmbH, stellte fest: „Wir freuen uns sehr, dass wir nun auch ganz offiziell Hausherrin dieses spannenden Stadtareals sind. In den letzten Jahren haben wir mitnichten abgewartet, sondern die Planung der Zukunft selber in die Hand genommen. Wir haben uns intensiven Planungsprozessen gewidmet, um zu zeigen was es bedeutet, Standorte und große Funktionsgebäude umzufunktionieren und zukunftsfähig zu gestalten. Mit der Urban Tech Republic entwickeln wir nunmehr eines der größten Wirtschafts- und Infrastrukturprojekte Deutschlands, mit dem Schumacher Quartier das weltweit größte urbane Holzbauquartier und Schwammstadtprojekt mit über 5.000 Wohnungen – bezahlbar, grün und lebenswert.“
„Wenn wir die Zukunft lebenswert gestalten wollen, müssen wir damit in den Städten beginnen. Und wenn wir Neues bauen, dann nicht gegen, sondern mit der Natur. Berlin TXL ist darauf ausgerichtet, ein Schaufenster zu sein, eine Experimentierwerkstatt für die mensch- und naturbejahende Stadt der Zukunft. Unser Team kann es nicht erwarten, endlich damit zu starten“, sagte Dr. Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, und Gudrun Sack, Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH ergänzt: „Die Idee der ressourcenschonenden, smarten Quartiersentwicklung wird in Berlin TXL weit vorangetrieben. In den nächsten Jahren möchten wir hier eine Benchmark in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung setzen und viel Neues wagen. Wir haben das Knowhow und die technologischen Lösungen, die Planungen sind ausgereift, gespickt mit über 140 Einzelinnovationen. Angesichts unserer 30.000 Richtlinien und Verordnungen in Deutschland, braucht neues Bauen vor allem Ausdauer, Geduld und Beharrlichkeit. Darauf sind wir eingestellt.“
60.000 Schlüssel wechseln den Eigentümer
Das vom Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner entworfene und 1975 fertiggestellte Gebäudeensemble bleibt erhalten und bildet nach Sanierung und denkmalschutzgerechtem Umbau das künftige Herzstück der Urban Tech Republic. Zur baugeschichtlichen Dokumentation und als Wissensspeicher für alle Fragen rund um Gebäudesubstanz und Betrieb der technischen Anlagen haben die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH und die Tegel Projekt GmbH seit Mai mehrere 100 Gigabyte digitaler Unterlagen und umfangreiche Facharchive ausgetauscht. In Summe wurden mit dem heutigen Tag 59 Gebäude mitsamt ca. 60.000 Schlüsseln, gut 42 km Wasserleitungen, jeweils rund 10 km umfassende Strom- und Wärme-Kälte-Netze, die komplette Kommunikations- und Betriebstechnik mit Aufzügen, Lüftungs- und Schließsystemen, Feuerschutz-, Blitzschutz- und Notstromanlagen sowie Beleuchtung inklusive der Zählersysteme und Wartungskonzepte übernommen.
Zwischenbilanz der Kampfmittelräumung
Im Mai 2021 begann die Tegel Projekt GmbH mit der Kampfmittelräumung im Bereich der künftigen zentralen Baustellenzufahrt am Kurt-Schumacher-Damm, östlich der Start- und Landebahnen. Diese ca. 22.000 m2 große Fläche ist bis dato zu 80% beräumt; für 17.600 m2 konnte die Kampfmittelfreigabe erteilt werden. 28.000 m3 Boden wurden hierfür bewegt und in 62 Haufwerken je 500 m3 auf der südlichen Landebahn zwischengelagert. Die Arbeiten verlaufen plangemäß und werden bis September beendet.
350 Stück abgabepflichtige Munition mit einem Gewicht von knapp 900 kg sowie fast 30.000 kg Munitionsschrott hat das 16-köpfige Sondierungsteam bislang gefunden. Bei den gesicherten Kampfmitteln handelt es sich v.a. um Granaten, Brandbomben und Nahkampfmittel. Der überwiegende Teil wurde zum Sprengplatz Grunewald gebracht und dort entschärft. Vier Funde, die nicht transportiert werden konnten, hat die Polizei Berlin direkt vor Ort gesprengt. Hierbei kam es jeweils zu kleinräumigen Sperrungen in einem Radius von ca. 300 Metern; Evakuierungen oder Unterbrechungen des Straßenverkehrs und der U-Bahn waren nicht notwendig.
Noch im August beginnt die Räumung des ersten Bauabschnitts im Schumacher Quartier und ab Herbst die der Südzufahrt, von der General-Ganeval-Brücke aus kommend. Diese Arbeiten werden voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen. Im Bereich der ehemaligen Flugfeldflächen – im zukünftigen Landschaftsraum – beginnt die Kampfmittelräumung durch Grün Berlin voraussichtlich noch im dritten Quartal dieses Jahres.
Führungen, Infopunkt und Veranstaltungen im Sommer
Bevor sich der einstige Airport in eine Großbaustelle verwandelt, sollte in diesem Sommer ein Tag der offenen Tür stattfinden; ein einzigartiges Erlebnis auf dem Flugfeld für alle Berlinerinnen und Berliner. Pandemiebedingt kann dieser Großevent nicht stattfinden.
Damit dennoch viele Menschen in den Genuss dieses besonderen Ortes kommen können, finden ab 14. August, immer dienstags sowie von Donnerstag bis Sonntag, Führungen statt. Die zweistündigen Outdoor-Spaziergänge auf dem Flughafengelände starten um 14 bzw. 16 Uhr und können in den nächsten Tagen auf https://museumsdienst.berlin gebucht werden.
Ab 16. August empfängt die Tegel Projekt GmbH montags von 9 bis 13 Uhr sowie mittwochs von 13 bis 18 Uhr Gäste im Infopunkt im früheren Verwaltungsgebäude des Flughafens und informiert über die Planungen für Berlin TXL (https://www.berlintxl.de/service/infopunkt).
Darüber hinaus wird der Airport noch einmal für mehrere Tausend Menschen bei Veranstaltungen erlebbar: am 7. August im Rahmen des Freedom Dinner auf der Startbahn, vom 21. August bis 5. September beim Klangkunst-Festival Sonambiete in den Terminals A und B und in der zweiten September-Hälfte bei einer großen rbb-Kunst-Aktion auf dem Vorfeld.
Start der Flächenvergabe und Zwischennutzungen
Mit der Übernahme der Bestandsgebäude laufen sukzessive die Zwischennutzungen von Büros und Werkstätten des ehemaligen Flughafens an, ebenso die Vermarktung der Gewerbe- und Industriegrundstücke für den ersten Bauabschnitt und die Vermietung ausgewählter Flächen für profilkonforme Veranstaltungen und Motivnutzungen.
Die Vergabeverfahren der Grundstücke des Schumacher Quartiers sind weitestgehend definiert; interessierte Baugruppen und Wohnungsbaugenossenschaften können sich Ende des Jahres bei einer Marktplatz-Veranstaltung über die Voraussetzungen und den Prozess informieren. Die ersten Konzeptverfahren für die Wohnungsbau-Grundstücke starten voraussichtlich im ersten Quartal 2022.
Sämtliche Flächen in Berlin TXL werden vermietet bzw. im Erbbaurecht vergeben; Verkäufe finden nicht statt.
Vorhaben bis Ende 2022
Nach der Übernahme des Areals und Sicherstellung der Betreiberverantwortung werden Anfang nächsten Jahres temporäre Baustraßen und Zufahrten hergestellt und die Baulogistik eingerichtet. Die fortlaufenden Kampfmittelräumungen und erste Abbrucharbeiten, zunächst im Bereich der Rollwegbrücke, sind erforderliche Maßnahmen für alle unmittelbar anschließenden Neubautätigkeiten in der Urban Tech Republic. Es werden tief liegende Regenwasserkanäle sowie Schutzrohrtrassen zur Verlegung der technischen Infrastruktur geschaffen. Außerdem wird für die Umsetzung des Regenwasser-Bewirtschaftungskonzeptes neben der General-Ganeval-Brücke ein großes Schwellenbauwerk errichtet. Im Hochbau beginnen die Vorbereitungen für Zwischennutzungen in den Flughafen-Nebengebäuden sowie Baumaßnahmen im früheren Verwaltungsgebäude für das Infocenter als zentralen Anlaufpunkt für Besucherinnen und Besucher und „Basislager“ Tegel Projekt GmbH. Darüber hinaus werden bis Ende 2022 die Datenplattform und Geodateninfrastruktur für Berlin TXL aufgebaut und schrittweise in Betrieb genommen.
Ausblick auf 2027
Sofern der Planungs- und Bauablauf störungsfrei verläuft, sind 2027 die ersten Bauabschnitte abgeschlossen:
Im Schumacher Quartier werden dann die ersten Mieterinnen und Mieter in ihre neuen Wohnungen einziehen; der Bildungscampus und der zentrale Quartierspark werden bis dahin ebenfalls fertiggestellt.
Im Bereich der Urban Tech Republic stehen Baufelder für Unternehmensansiedlungen zur Verfügung und ein Großteil der Sanierungs- und Umbauarbeiten wird abgeschlossen sein. Im ehemaligen Empfangsterminal B eröffnet das Startup- und Kongress-Center, und die Berliner Hochschule für Technik nimmt mit 13 Studiengängen ihren Lehrbetrieb in Terminal A auf. Die Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienste Akademie zieht in die Hangars ein.
Prof. Dr. Werner Ullmann, Präsident der Beuth Hochschule für Technik Berlin: „Aus dem Umfeld der urbanen Technologien werden sich am Campus Berlin TXL 2.500 Studierende von uns ansiedeln, u.a. in den Studiengängen der Architektur, Gartenbaulichen Phytotechnologie, Erneuerbaren Energien, des Urbanen Pflanzen- und Freiraum-Managements sowie der Elektromobilität. Unser Ziel ist es, hier Technik zur Optimierung von Infrastrukturen und Lebensbedingungen – unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und dem Einsatz regenerativer Energien – zu entwickeln.“
Karsten Göwecke, Ständiger Vertreter des Landesbranddirektors: „Der ehemalige Flughafen Tegel als neuer Standort unserer Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienstakademie bietet die Möglichkeit, unser Ausbildungsniveau weiter zu verbessern sowie unsere Ausbildungskapazitäten zu steigern. In Zukunft wird eine witterungsunabhängige und noch realitätsnähere Ausbildung ermöglicht. Die Berliner Feuerwehr ist stolz, einen Platz in der Urban Tech Republic finden zu dürfen und freut sich schon auf den Umzug – auch wenn es noch ein paar Jahre dauern wird. Nun gilt es die Planung der vergangenen Jahre umzusetzen. Dafür danke ich allen Beteiligten.“
Der Landschaftsraum der Tegeler Stadtheide
Wo früher Flugzeuge starteten, entwickelt und betreibt Grün Berlin in den kommenden Jahren einen einzigartigen grünen Freizeit- und Erholungsraum für Berlin. Von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wurde Grün Berlin die Aufgabe übertragen, die erforderlichen Entwicklungs- und Sicherungsmaßnahmen für den Teilbereich Landschaftsraum der Tegeler Stadtheide zu übernehmen. Das 150 Hektar große Areal umschließt den geschützten Übergangsbereich zwischen den neuen Stadtquartieren im Süden und Osten des ehemaligen Flughafengeländes und den im Norden und Westen bereits bestehenden Landschaftsschutzgebieten Flughafensee und Jungfernheide. Ziel ist die Entstehung eines Freiraums, der Natur, Leben und Arbeiten qualitativ und nachhaltig zusammenbringt.
Tegel Projekt GmbH
Mit der Entwicklung und dem Management von Berlin TXL hat das Land Berlin die Tegel Projekt GmbH beauftragt. Das landeseigene Unternehmen beschäftigt 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie befassen sich u. a. mit den Planungen für den Hochbau und die technische, energetische und verkehrliche Infrastruktur sowie mit der Vertriebsvorbereitung und der Kommunikation des Projektes in der Öffentlichkeit.