Auf dem Gelände von Berlin TXL werden nach wie vor tonnenweise alte Kampfmittel geborgen – Überreste aus der langen militärischen Nutzung des Areals. Diese Kampfmittelräumung ist der Schüssel, um das Gelände für die Stadt von Morgen vorzubereiten.
Warum gibt es so viele Kampfmittel in Berlin TXL?
2004 sorgte der Besuch von Queen Elizabeth II. am damaligen Flughafen Tegel für explosive Nachrichten: Bei Tiefbauarbeiten für zusätzliche Lampen für den Stellplatz ihres Flugzeuges wurde eine britische Fliegerbombe im Boden gefunden. Welch Ironie des Schicksals! Dies war der Beginn einer systematischen Untersuchung des Geländes, die bis heute andauert. Alexander Döring, Feuerwerker und Bauleiter der Kampfmittelräumung, leitet seitdem die umfangreichen Arbeiten.
Aber warum befinden sich in Berlin TXL überhaupt so viele Kampfmittel? Die Geschichte reicht weit zurück: Ab 1828 wurde das Areal als Artillerieübungsplatz und Schließplatz des preußischen Heeres genutzt, ab 1930 fanden dort Raketenversuche statt. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gelände als Standort von Flugabwehrgeschützen und Truppenübungsplatz. Nach dem Krieg wurde der Schutt des zerstörten Berlins nach Tegel transportiert – oft beladen mit Munition und Granaten. Aus all diesen unterschiedlichen Phasen stammen die Kampfmittel im Boden.
Beim Bau des Flughafens Tegel in den späten 1960er Jahren wurden zwar einige Kampfmittel entfernt, jedoch keine systematische und umfassende Räumung durchgeführt. Die meisten Bauverantwortlichen hatten den Zweiten Weltkrieg miterlebt und noch eine andere Wahrnehmung für Munitionsgefahren.
Bereits geborgene Sprengköper auf dem Gelände von Berlin TXL.
110 Tonnen Munition: Eine Zwischenbilanz der Räumung
Seit Mai 2021 laufen die Kampfmittelräumungen auf dem ehemaligen Flughafengelände auf Hochtouren. Sie sind eine wichtige Voraussetzung, um Bau und Entwicklung des Schumacher Quartiers und der Urban Tech Republic vorzubereiten.
Bis heute haben Alexander Döring und sein Team mehr als 110 Tonnen Munition geborgen – davon 50 Tonnen abgabepflichtige Munition und 60 Tonnen Munitionsschrott. Das entspricht etwa 15.000 einzelnen Funden! Darunter befinden sich Granaten, Brandbomben und Nahkampfmittel aller Art. Um diese beeindruckende Zwischenbilanz zu erreichen, wurden in dreieinhalb Jahren rund 300 Hektar systematisch untersucht und etwa 225.000 Kubikmeter Erde bewegt. Nach aktuellem Planungsstand soll die Kampfmittelräumung auf dem Areal im Jahr 2036 abgeschlossen sein.
Die Suche nach Sprengkörpern findet immer paarweise statt.
Akribische Suche: So läuft die Räumung ab
Die Räumung erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst wird der Boden mit Metalldetektoren von Hand abgesucht. Anschließend wird die Erde schichtweise abgetragen und in einer Separierungsanlage genau untersucht. Gefundene Kampfmittel, die sicher transportiert werden können, werden von der Polizei auf einen Sprengplatz im Grunewald gebracht. Wenn dies nicht möglich ist, erfolgt die Entschärfung oder Sprengung direkt vor Ort in eigens errichteten Bunkern – etwa alle zwei Wochen. Die große Masse der Kampfmittel wird aber im Grunewald unschädlich gemacht.
Befinden sich in der durchsuchten Erde wieder einbaufähige Materialien, werden diese aufgehoben und im Sinne der Kreislaufwirtschaft an anderer Stelle im Projekt wieder verwendet. Kontaminierter Boden wird ordnungsgemäß entsorgt. Diese Arbeiten sind wichtige Voraussetzungen für die geplante Wasserwirtschaft als Schwammstadt auf dem Gelände
Sicherer für die Stadt der Zukunft
Mit jedem Zentimeter, den Alexander Döring und sein Team freilegen, wird der Boden nicht nur sicherer – sie schaffen die Grundlage für die Stadt von morgen, die wir hier in Berlin TXL entwickeln.