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© Jens Jeep

20. Dezember 2019

„Dass wir als Beuth Hochschule hier Teil des Ganzen werden dürfen, ist eine riesige Chance.“

Was passiert eigentlich, wenn der Flughafen Tegel schließt? Antworten auf diese Frage gibt es bei der 10. Öffentlichen Standortkonferenz am 12. Februar 2020. Im Vorfeld der Veranstaltung sprechen Partnerinnen und Partner über die Bedeutung der Nachnutzungspläne und den Weg Berlins zur Smart City. Prof. Dr. Steffen Prowe, Professor für Mikrobiologie an der Beuth Hochschule, freut sich auf die „riesige Chance“ und die „Lehre in einem Architektur-Denkmal“.

Mit der Bekanntgabe des BER-Eröffnungstermins rückt auch die Tegel-Nachnutzung in greifbare Nähe. Welche Erwartungen haben Sie persönlich an die Urban Tech Republic und das Schumacher Quartier und welche Bedeutung haben die beiden Projekte für Berlin?

Für diese 5 km2 große Fläche mitsamt dem Terminal hat Berlin die einmalige Chance, fast wie auf einem weißen Blatt, einen Teil dieser Stadt neu und innovativ zu entwerfen. Die bisher öffentlich präsentierten Konzepte zeigen, welche Signalwirkung dieses Projekt international haben kann, wenn das Potenzial mutig umgesetzt wird. Dass wir als Beuth Hochschule hier Teil des Ganzen werden dürfen, ist eine riesige Chance. Denn einen Teil der Lehre in einem Architektur-Denkmal abhalten zu dürfen, ist für Studierende und Lehrende inspirierend. Von unserem Fachbereich „Life Sciences and Technology“ haben Kolleg*innen der Studiengänge Gartenbauliche Phytotechnologie und Landschaftsarchitektur die Chance, dieses „Freiraumlabor“ einer Stadtentwicklung mitzugestalten und in der Lehre greifbar zu machen. Das reicht von Freiraumgestaltung bis zur kommerziellen Pflanzenverwendung in der Stadt. Zudem kann bei diesen Disziplinen die Einbindung aktueller digitaler und analoger Technologien erfolgen. Insgesamt besteht die Chance, einen grünen, lebenswerten Stadtteil für Wohnen, Arbeiten, Bildung, Innovation und Freizeit zu errichten und als Hochschule darin Teil des Ganzen zu sein.

Wie weit ist Berlin, aus Ihrer Sicht, auf dem Weg zur Smart City und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Smart City ist ein großer Begriff. Ich denke aber, dass Berlin in Teilen seiner typischen Kieze bereits Elemente von Smart City, also sozial integrativer und nachhaltiger Strukturen, erlebbar macht. Wenn es Berlin gelingt, das Engagement für die eigene Zukunft zu wecken, besteht hier ein großes Potenzial. Denn bringen sich die Berliner*innen gemeinsam im Sinne der „res publica“ – also der bürgerlichen Angelegenheiten – ein, werden sie auch die in diesen Belangen eher langsame Berliner Verwaltung antreiben oder aktiv einbinden, nachhaltige Konzepte für Wohnen, Mobilität, als auch dezentrale Energieversorgung für die „Stadt der Zukunft“ umzusetzen. Wir haben insgesamt in Deutschland das greifbare Defizit, Innovationen schnell umzusetzen, zum Beispiel bei der Digitalisierung. Dieses gut vorbereitete TXL-Nachnutzungsprojekt bietet aber die Chance, es als Blaupause umzusetzen. Und wird den durch die derzeitige Berliner Politik klar erkannten Stellenwert der Wissenschaft und Bildung für diese Stadt über viele Disziplinen hinweg aufzeigen. Es ist machbar von hier aus die „Smart City“ analog Jan Gehls „Städte für Menschen“ anzupacken, auch mit Blick auf eine für den Stadtmenschen verträgliche Mobilität.

„Wenn es Berlin gelingt, das Engagement für die eigene Zukunft zu wecken, besteht hier ein großes Potenzial.“

Wenn Sie an die Zukunft denken, was wäre persönlich Ihr größter Wunsch für Berlin im Jahr 2030?

Gerne würde ich 2030, als dann fast Rentner, sicher und gesund mit dem Fahrrad oder flexiblem ÖPNV weiter mobil sein können. Die letzten Jahre an der Beuth Hochschule radle ich dann gerne vom Wedding nach Tegel auf einem neuen Radschnellweg in den Technologie- und Bildungs-Hub der TXL Urban Tech Republic. Und gerne würde ich erleben, wie unsere Stadt, trotz Zuwachs an Menschen, grün und lebenswert bleibt. Dies ist durch weniger Verkehr (der aus der Luft ist ja dann zum Glück so knapp über den Köpfen weg) verbunden mit großen technologischen Schritten und der Nutzung nachhaltiger Technologien möglich. Bis 2030 würde ich hierzu sehr gerne gemeinsam mit meinen Kolleg*innen der Beuth Hochschule einen Beitrag leisten. Daher unterstütze ich das Konzept der TXL Nachnutzung sehr gerne aktiv weiter.

Prof. Dr. Steffen Prowe ist seit 2009 Professor für Mikrobiologie (Studiengang Biotechnologie) an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Zudem ist er dort Dekan für den Fachbereich „Life Sciences and Technology“, sowie Mitglied im Akademischen Senat und in der Akademischen Versammlung. Die Beuth Hochschule wird als einer unserer Partner auch bei der Standortkonferenz dabei sein.

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